Bestimmte Wörter und Ausdrücke verwenden wir in unserem täglichen Sprachgebrauch häufig. Unbewusst. Ganz selbstverständlich. So erschleichen sich die Wörter auch einen Platz in unseren Texten.
Aber. Eigentlich. Nicht. Müssen. Alles ganz schön negativ. Und kräfteraubend für deine Texte. Das geht auch anders. In meinem Blogartikel verrate ich dir, wie.
Mit der Kraft der Wörter lassen sich Berge versetzen
Wörter können aussagekräftig und ausdrucksstark sein. Sie können aber genauso verwirrend oder irreführend sein. Manche Wörter sind oftmals auch nicht stark genug, um die eigenen Bedürfnisse deutlich zu machen.
Beim Schreiben deiner Texte solltest du immer bedenken, welche Emotionen du selbst beim Lesen empfindest. Und welche Emotionen du mit deinen Texten bei deinen Leser:innen wecken möchtest. Die Kraft der Worte spielt hier eine große Rolle. Frage dich beim Lesen deiner Texte:
- Gibt es Wörter, die an Bedeutung verlieren?
- Gibt es Wörter, die Macht ausdrücken?
- Drücken meine gewählten Worte wirklich aus, was ich möchte?
Es gibt Wörter, die positive Gefühle wecken. Gefühle wie Glück, Mut, Zuversicht, Stärke. Und dann gibt es Wörter, die negative Emotionen hervorrufen. Gefühle wie Pflicht, Widerwillen, Angst:
- „Ich muss…“
- „Ich kann nicht…“
- „Du hast recht, aber…“
- „Eigentlich war das nicht in Ordnung.“
Wahrscheinlich ahnst du es schon. Jeder dieser Sätze beinhaltet ein kräfteraubendes Wort. Ein Wort, welches dem Satz einen negativen Touch verleiht.
Kräfteraubende Wörter
EIGENTLICH
Wir verwenden das Wort „eigentlich“ gerne häufig. Und häufig ganz schön unbedacht und unüberlegt.
Seit meiner Berufsschulzeit habe ich das Wort nahezu aus meinem Wortschatz verbannt. Mein AWL-Lehrer stellte mir nach der Verwendung des Wortes immer die Gegenfrage „Und uneigentlich?“ Er belehrte mich, wenn auch auf charmante Art und Weise, dass „eigentlich“ eine doppelte Verneinung darstellt.
Wenn du also auf die Frage „Hast du Hunger?“ mit „Eigentlich nicht.“ antwortest, hast du in der Regel sehr wohl Lust auf einen kleinen Snack. „Eigentlich nicht, aaaaber ein Muffin passt schon rein.“ Zumindest ist das bei mir immer so.
In der „eigentlichen“ Bedeutung benutzen wir das Wort eher selten. Laut Wörterbuch hat „eigentlich“ die Bedeutung: „einer Sache in Wahrheit zugrunde liegend; tatsächlich, wirklich, ursprünglich; ehemals vorhanden;“
Beispiele: 1. „Eigentlich kostet der Pullover 29,90 €.“ 2. „Der tatsächliche Preis des Pullovers ist 29,90 €.“ 1. „Der eigentliche Grund für meine Verspätung ist, dass…“ 2. „Der tatsächliche / wirkliche Grund meiner Verspätung ist, dass…“
Wir setzen „eigentlich“ allerdings eher ein, wenn
- wir jemanden korrigieren,
- wir uns selbst in Schutz nehmen oder verteidigen wollen,
- um eine Situation zu entschärfen oder
- als Füllwort.
Beispiele: 1. „Eigentlich liebe ich meine Arbeit.“ 2. „Das hättest du eigentlich auch in zwei Stunden erledigen können.“ 3. „Eigentlich ist das ein super Produkt.“ 4. „Ich muss eigentlich noch die Wohnung saugen.“ 5. „Ich wollte dich eigentlich gestern schon anrufen.“ 6. „Eigentlich ist das gar nicht so schlimm.“
Die Sätze vermitteln durch das Wort „eigentlich“ allesamt einen Eindruck der Rechtfertigung, der Unentschlossenheit, der Unsicherheit, des Vorwurfes. Alles in allem eher unangenehm. Denn jeder von uns weiß, dass im Anschluss ein dickes “aber” folgen wird.
Ohne “eigentlich” werden aus diesen unklaren und schwammigen Sätzen klare Aussagen:
Beispiele: 1. „Ich liebe meine Arbeit.“ 2. „Das hättest du auch in zwei Stunden erledigen können.“ 3. „Das ist ein super Produkt.“ 4. „Ich muss noch die Wohnung saugen.“ 5. „Ich wollte dich gestern schon anrufen.“ 6. „Das ist gar nicht so schlimm.“
Streiche „eigentlich“, wenn du deine Aussage ernst meinst und wenn sie aussagekräftig sein soll.
ABER
Das Wort „aber“ ist meiner Meinung nach das Magischste. Und das meine ich in diesem Zusammenhang nicht positiv. „Aber“ stellt immer einen Widerspruch dar. Schlimmer noch. Eine überwältigende Aussage oder ein riesengroßes Kompliment wird im zweiten Halbsatz durch nur ein einziges Wörtchen komplett zunichte gemacht. Zerstört. Ausgelöscht.
Beispiele: 1. „Du hast fantastische Arbeit gemacht, aber trotzdem hättest du mehr mit mir absprechen müssen.“ 2. „Schatz, in dem roten Kleid siehst du atemberaubend aus, aber das Schwarze passt besser zu deinen Schuhen." 3. „Du hast vollkommen recht. Das ist eine richtig gute Pizzeria, aber der Salat bei meinem Italiener schmeckt mir trotzdem besser.“
Erstaunlich ist doch, dass auch beim Lesen die Gewichtung ganz klar auf dem Teil nach dem „aber“ liegt?! Nein, der erste Teil ist weder unwahr noch gelogen. Umso wichtiger deshalb, dass die Sätze anders verpackt werden und auf das Wort „aber“ im zweiten Teil verzichtet wird.
Beispiele: 1. „Du hast fantastische Arbeit gemacht und ich würde mich sehr freuen, wenn wir in Zukunft noch mehr miteinander abstimmen.“ 2. „Schatz, zu dem schwarzen Kleid passen diese Schuhe hervorragend und in dem roten Kleid siehst du atemberaubend aus. Du kannst sowieso alles tragen.“ 3. „Du hast vollkommen recht. Das ist eine richtig gute Pizzeria. Beim nächsten Mal gehen wir bei meinem Italiener um die Ecke essen, denn dort ist der Salat weltklasse.“
So bleiben die positiven Kernaussagen erhalten und wir werden dennoch los, was uns auf dem Herzen liegt.
MÜSSEN
Mein Opa hat zu Lebzeiten immer gesagt „Ich muss gar nichts. Außer Sterben irgendwann.“ Als Kind war das die wohl unbefriedigendste Antwort, die er mir geben konnte, wenn ich ihm zuvor eine äußerst präzise Anweisung wie „Opa, du musst jetzt sofort Süßigkeiten mit mir am Kiosk kaufen gehen.“ gegeben hatte.
„Müssen“. Ein hartes Wort. Immer mit Druck und Zwang verbunden. Und gleichzeitig hemmt und bremst es dich. Und raubt dir Energie.
Musst du etwas, so hast du die Verantwortung für dich selbst abgegeben. Du tust es, weil jemand anderes es von dir verlangt. Weil jemand anderes die Entscheidung für dich getroffen hat.
Streiche „müssen“, wann immer es machbar ist. Sage und schreibe stattdessen viel öfter bewusst „Ich möchte“ oder „Ich will“. Und schon bekommt jede Aussage automatisch einen positiveren Klang.
NICHT
Kann ich nicht. Will ich nicht. Brauche ich nicht. Werde ich nicht. Nein. Nein. Nein.
Nein zu sagen ist selbstverständlich richtig. Und wichtig. Schon Nicolas Chamfort sagte „Die Fähigkeit, das Wort ‘nein´ auszusprechen, ist der erste Schritt zur Freiheit.“. Die Überwindung, „nein“ zu sagen, kostet uns übrigens viel mehr Zeit als zuzustimmen.
Verneinungen tragen allerdings wenig dazu bei, dass du von deinen Mitmenschen verstanden wirst. Was bei deinem Gegenüber ankommt, ist erst einmal Ablehnung. Als würdest du die Hand heben und sagen: „Halt. Stopp.“
Und sie brennen sich regelrecht in das Gehirn ein. „Denke nicht an den rosafarbenen Elefanten.“ Und zack … süß, der Kleine, oder?
Anstatt deinem Gegenüber mit einem knallharten „Nein“ ein Brett vor das Gesicht zu hämmern und eine Abfuhr zu erteilen, solltest du deine Formulierungen durchdenken.
- Warum geht das jetzt (so) nicht?
- Wie könnte ein für mich zufriedenstellendes Ergebnis aussehen?
Beispiele: 1. „Ich will jetzt nicht darüber sprechen.“ 2. „Ich bin nicht bereit dazu, weiterhin so viele Aufgaben zu übernehmen.“ Wie es besser geht: 1. „Lass uns bitte später darüber sprechen. Gerade kochen noch zu viele Emotionen in mir.“ 2. „Ich übernehme in Zukunft gerne all die Aufgaben, die mit meiner Arbeitszeit zu vereinbaren sind.“
Mit diesen positiveren Ausdrucksweisen stehst DU im Fokus. Du beziehst Position zu deiner eigenen Person.
Natürlich ist es unmöglich, „nicht“ gänzlich zu vermeiden. Wichtig dabei ist, dass du dir immer bewusst machst, was du selbst möchtest.
MEHR
„Mehr“ suggeriert Unzufriedenheit. Dass du mit etwas nicht zu 100% zufrieden bist. Dass es nicht ausreicht. „Mehr“ sagt aus, dass du eine Fähigkeit definitiv schon hast, dir aber noch mehr davon wünschst. Ein Traum. Ein Ziel.
Mach dir doch lieber bewusst, dass du glücklich sein kannst. Du kannst etwas schon. Du bist bereits im Besitz von etwas. Qualität statt Quantität!
Beispiel: „Ich wünsche mir mehr Zeit für meine Familie.“ Wie es besser geht: „Ich wünsche mir, dass ich weiterhin viel Zeit mit meiner Familie verbringen kann.“
Mit dieser Art Formulierung werden deine Wünsche konkreter. Du kannst dir aktiv überlegen, wie du es angehst, dass sie sich erfüllen.
Tief durchatmen
Immer mit der Ruhe. Du sollst nicht alle aufgeführten Wörter ab sofort aus dem Sprach- und Schreibgebrauch verbannen. Suche dir eines der Wörter aus, die du im Alltag und beim Schreiben häufig in Gebrauch hast. Achte bewusst darauf, in welchem Kontext du die Wörter verwendest. Und suche Lösungen, wie du sie positiv ersetzen kannst.
FAZIT
Natürlich ist es unumgänglich, das eine oder andere „negative“ Wort zu verwenden. Trotzdem kannst du sie durch Alternativen ersetzen und positiver ausdrücken.
Kleine Änderung – große Wirkung. Du wirst schnell merken, wie gut dein Verzicht auf diese Wörter auch bei deinem Umfeld ankommt. Viel Spaß bei deiner bewussten Testphase!
In meinem Blog findest du viele weitere Artikel rund ums Texten.