WARUM MANCHE WÖRTER DEINEN TEXTEN UNGLAUBLICH VIEL KRAFT RAUBEN.

Warum manche Wörter deinen Texten Kraft rauben.

Bestimm­te Wör­ter und Aus­drü­cke ver­wen­den wir in unse­rem täg­li­chen Sprach­ge­brauch häu­fig. Unbe­wusst. Ganz selbst­ver­ständ­lich. So erschlei­chen sich die Wör­ter auch einen Platz in unse­ren Texten.

Aber. Eigent­lich. Nicht. Müs­sen. Alles ganz schön nega­tiv. Und kräf­te­rau­bend für dei­ne Tex­te. Das geht auch anders. In mei­nem Blog­ar­ti­kel ver­ra­te ich dir, wie.


„Wor­te sind die mäch­tigs­te Dro­ge, wel­che die Mensch­heit benutzt.“

(JOSEPH RUDYARD KIPLING)

Mit der Kraft der Wör­ter las­sen sich Ber­ge versetzen

Wör­ter kön­nen aus­sa­ge­kräf­tig und aus­drucks­stark sein. Sie kön­nen aber genau­so ver­wir­rend oder irre­füh­rend sein. Man­che Wör­ter sind oft­mals auch nicht stark genug, um die eige­nen Bedürf­nis­se deut­lich zu machen.

Beim Schrei­ben dei­ner Tex­te soll­test du immer beden­ken, wel­che Emo­tio­nen du selbst beim Lesen emp­fin­dest. Und wel­che Emo­tio­nen du mit dei­nen Tex­ten bei dei­nen Leser:innen wecken möch­test. Die Kraft der Wor­te spielt hier eine gro­ße Rol­le. Fra­ge dich beim Lesen dei­ner Texte:

  • Gibt es Wör­ter, die an Bedeu­tung verlieren?
  • Gibt es Wör­ter, die Macht ausdrücken?
  • Drü­cken mei­ne gewähl­ten Wor­te wirk­lich aus, was ich möchte?

Es gibt Wör­ter, die posi­ti­ve Gefüh­le wecken. Gefüh­le wie Glück, Mut, Zuver­sicht, Stär­ke. Und dann gibt es Wör­ter, die nega­ti­ve Emo­tio­nen her­vor­ru­fen. Gefüh­le wie Pflicht, Wider­wil­len, Angst:

  • „Ich muss…“
  • „Ich kann nicht…“
  • „Du hast recht, aber…“
  • „Eigent­lich war das nicht in Ordnung.“

Wahr­schein­lich ahnst du es schon. Jeder die­ser Sät­ze beinhal­tet ein kräf­te­rau­ben­des Wort. Ein Wort, wel­ches dem Satz einen nega­ti­ven Touch verleiht. 

„Schrei­ben ist leicht. Man muss nur die fal­schen Wör­ter weglassen.“

(Mark twa­in)

Kräf­te­rau­ben­de Wörter

EIGENTLICH

Wir ver­wen­den das Wort „eigent­lich“ ger­ne häu­fig. Und häu­fig ganz schön unbe­dacht und unüberlegt.

Seit mei­ner Berufs­schul­zeit habe ich das Wort nahe­zu aus mei­nem Wort­schatz ver­bannt. Mein AWL-Lehrer stell­te mir nach der Ver­wen­dung des Wor­tes immer die Gegen­fra­ge „Und unei­gent­lich?“ Er belehr­te mich, wenn auch auf char­man­te Art und Wei­se, dass „eigent­lich“ eine dop­pel­te Ver­nei­nung darstellt.

Wenn du also auf die Fra­ge „Hast du Hun­ger?“ mit „Eigent­lich nicht.“ ant­wor­test, hast du in der Regel sehr wohl Lust auf einen klei­nen Snack. „Eigent­lich nicht, aaa­aber ein Muf­fin passt schon rein.“ Zumin­dest ist das bei mir immer so.

In der „eigent­li­chen“ Bedeu­tung benut­zen wir das Wort eher sel­ten. Laut Wör­ter­buch hat „eigent­lich“ die Bedeu­tung: „einer Sache in Wahr­heit zugrun­de lie­gend; tat­säch­lich, wirk­lich, ursprüng­lich; ehe­mals vorhanden;“

Beispiele:

1. „Eigentlich kostet der Pullover 29,90 €.“
2. „Der tatsächliche Preis des Pullovers ist 29,90 €.“

1. „Der eigentliche Grund für meine Verspätung ist, dass…“
2. „Der tatsächliche / wirkliche Grund meiner Verspätung ist, dass…“

Wir set­zen „eigent­lich“ aller­dings eher ein, wenn

  • wir jeman­den korrigieren,
  • wir uns selbst in Schutz neh­men oder ver­tei­di­gen wollen,
  • um eine Situa­ti­on zu ent­schär­fen oder
  • als Füll­wort.
Beispiele:

1. „Eigentlich liebe ich meine Arbeit.“ 
2. „Das hättest du eigentlich auch in zwei Stunden erledigen können.“ 
3. „Eigentlich ist das ein super Produkt.“ 
4. „Ich muss eigentlich noch die Wohnung saugen.“ 
5. „Ich wollte dich eigentlich gestern schon anrufen.“ 
6. „Eigentlich ist das gar nicht so schlimm.“

Die Sät­ze ver­mit­teln durch das Wort „eigent­lich“ alle­samt einen Ein­druck der Recht­fer­ti­gung, der Unent­schlos­sen­heit, der Unsi­cher­heit, des Vor­wur­fes. Alles in allem eher unan­ge­nehm. Denn jeder von uns weiß, dass im Anschluss ein dickes “aber” fol­gen wird.

Ohne “eigent­lich” wer­den aus die­sen unkla­ren und schwam­mi­gen Sät­zen kla­re Aussagen:

Beispiele:

1. „Ich liebe meine Arbeit.“ 
2. „Das hättest du auch in zwei Stunden erledigen können.“ 
3. „Das ist ein super Produkt.“ 
4. „Ich muss noch die Wohnung saugen.“ 
5. „Ich wollte dich gestern schon anrufen.“ 
6. „Das ist gar nicht so schlimm.“

Strei­che „eigent­lich“, wenn du dei­ne Aus­sa­ge ernst meinst und wenn sie aus­sa­ge­kräf­tig sein soll.

ABER

Das Wort „aber“ ist mei­ner Mei­nung nach das Magischs­te. Und das mei­ne ich in die­sem Zusam­men­hang nicht posi­tiv. „Aber“ stellt immer einen Wider­spruch dar. Schlim­mer noch. Eine über­wäl­ti­gen­de Aus­sa­ge oder ein rie­sen­gro­ßes Kom­pli­ment wird im zwei­ten Halb­satz durch nur ein ein­zi­ges Wört­chen kom­plett zunich­te gemacht. Zer­stört. Ausgelöscht. 

Beispiele:

1. „Du hast fantastische Arbeit gemacht, aber trotzdem 
   hättest du mehr mit mir absprechen müssen.“
2. „Schatz, in dem roten Kleid siehst du atemberaubend 
   aus, aber das Schwarze passt besser zu deinen Schuhen."
3. „Du hast vollkommen recht. Das ist eine richtig gute 
   Pizzeria, aber der Salat bei meinem Italiener schmeckt 
   mir trotzdem besser.“

Erstaun­lich ist doch, dass auch beim Lesen die Gewich­tung ganz klar auf dem Teil nach dem „aber“ liegt?! Nein, der ers­te Teil ist weder unwahr noch gelo­gen. Umso wich­ti­ger des­halb, dass die Sät­ze anders ver­packt wer­den und auf das Wort „aber“ im zwei­ten Teil ver­zich­tet wird.

Beispiele:

1. „Du hast fantastische Arbeit gemacht und ich würde mich 
   sehr freuen, wenn wir in Zukunft noch mehr miteinander 
   abstimmen.“
2. „Schatz, zu dem schwarzen Kleid passen diese Schuhe 
   hervorragend und in dem roten Kleid siehst du atemberaubend 
   aus. Du kannst sowieso alles tragen.“
3. „Du hast vollkommen recht. Das ist eine richtig gute 
   Pizzeria. Beim nächsten Mal gehen wir bei meinem Italiener 
   um die Ecke essen, denn dort ist der Salat weltklasse.“

So blei­ben die posi­ti­ven Kern­aus­sa­gen erhal­ten und wir wer­den den­noch los, was uns auf dem Her­zen liegt.

MÜSSEN

Mein Opa hat zu Leb­zei­ten immer gesagt „Ich muss gar nichts. Außer Ster­ben irgend­wann.“ Als Kind war das die wohl unbe­frie­di­gends­te Ant­wort, die er mir geben konn­te, wenn ich ihm zuvor eine äußerst prä­zi­se Anwei­sung wie „Opa, du musst jetzt sofort Süßig­kei­ten mit mir am Kiosk kau­fen gehen.“ gege­ben hatte.

„Müs­sen“. Ein har­tes Wort. Immer mit Druck und Zwang ver­bun­den. Und gleich­zei­tig hemmt und bremst es dich. Und raubt dir Energie.

Musst du etwas, so hast du die Ver­ant­wor­tung für dich selbst abge­ge­ben. Du tust es, weil jemand ande­res es von dir ver­langt. Weil jemand ande­res die Ent­schei­dung für dich getrof­fen hat.

Strei­che „müs­sen“, wann immer es mach­bar ist. Sage und schrei­be statt­des­sen viel öfter bewusst „Ich möch­te“ oder „Ich will“. Und schon bekommt jede Aus­sa­ge auto­ma­tisch einen posi­ti­ve­ren Klang.

NICHT

Kann ich nicht. Will ich nicht. Brau­che ich nicht. Wer­de ich nicht. Nein. Nein. Nein.

Nein zu sagen ist selbst­ver­ständ­lich rich­tig. Und wich­tig. Schon Nico­las Cham­fort sag­te „Die Fähig­keit, das Wort ‘nein´ aus­zu­spre­chen, ist der ers­te Schritt zur Frei­heit.“. Die Über­win­dung, „nein“ zu sagen, kos­tet uns übri­gens viel mehr Zeit als zuzustimmen.

Ver­nei­nun­gen tra­gen aller­dings wenig dazu bei, dass du von dei­nen Mit­men­schen ver­stan­den wirst. Was bei dei­nem Gegen­über ankommt, ist erst ein­mal Ableh­nung. Als wür­dest du die Hand heben und sagen: „Halt. Stopp.“

Und sie bren­nen sich regel­recht in das Gehirn ein. „Den­ke nicht an den rosa­far­be­nen Ele­fan­ten.“ Und zack … süß, der Klei­ne, oder?

Anstatt dei­nem Gegen­über mit einem knall­har­ten „Nein“ ein Brett vor das Gesicht zu häm­mern und eine Abfuhr zu ertei­len, soll­test du dei­ne For­mu­lie­run­gen durchdenken.

  • War­um geht das jetzt (so) nicht?
  • Wie könn­te ein für mich zufrie­den­stel­len­des Ergeb­nis aussehen?
Beispiele:

1. „Ich will jetzt nicht darüber sprechen.“
2. „Ich bin nicht bereit dazu, weiterhin so viele Aufgaben 
   zu übernehmen.“

Wie es besser geht:

1. „Lass uns bitte später darüber sprechen. Gerade kochen 
   noch zu viele Emotionen in mir.“
2. „Ich übernehme in Zukunft gerne all die Aufgaben, die 
   mit meiner Arbeitszeit zu vereinbaren sind.“

Mit die­sen posi­ti­ve­ren Aus­drucks­wei­sen stehst DU im Fokus. Du beziehst Posi­ti­on zu dei­ner eige­nen Person.

Natür­lich ist es unmög­lich, „nicht“ gänz­lich zu ver­mei­den. Wich­tig dabei ist, dass du dir immer bewusst machst, was du selbst möchtest.

MEHR

„Mehr“ sug­ge­riert Unzu­frie­den­heit. Dass du mit etwas nicht zu 100% zufrie­den bist. Dass es nicht aus­reicht. „Mehr“ sagt aus, dass du eine Fähig­keit defi­ni­tiv schon hast, dir aber noch mehr davon wünschst. Ein Traum. Ein Ziel.

Mach dir doch lie­ber bewusst, dass du glück­lich sein kannst. Du kannst etwas schon. Du bist bereits im Besitz von etwas. Qua­li­tät statt Quantität!

Beispiel:

„Ich wünsche mir mehr Zeit für meine Familie.“

Wie es besser geht:

„Ich wünsche mir, dass ich weiterhin viel Zeit mit 
meiner Familie verbringen kann.“

Mit die­ser Art For­mu­lie­rung wer­den dei­ne Wün­sche kon­kre­ter. Du kannst dir aktiv über­le­gen, wie du es angehst, dass sie sich erfüllen.

Tief durch­at­men

Immer mit der Ruhe. Du sollst nicht alle auf­ge­führ­ten Wör­ter ab sofort aus dem Sprach- und Schreib­ge­brauch ver­ban­nen. Suche dir eines der Wör­ter aus, die du im All­tag und beim Schrei­ben häu­fig in Gebrauch hast. Ach­te bewusst dar­auf, in wel­chem Kon­text du die Wör­ter ver­wen­dest. Und suche Lösun­gen, wie du sie posi­tiv erset­zen kannst. 

FAZIT

Natür­lich ist es unum­gäng­lich, das eine oder ande­re „nega­ti­ve“ Wort zu ver­wen­den. Trotz­dem kannst du sie durch Alter­na­ti­ven erset­zen und posi­ti­ver ausdrücken.

Klei­ne Ände­rung – gro­ße Wir­kung. Du wirst schnell mer­ken, wie gut dein Ver­zicht auf die­se Wör­ter auch bei dei­nem Umfeld ankommt. Viel Spaß bei dei­ner bewuss­ten Testphase!

In mei­nem Blog fin­dest du vie­le wei­te­re Arti­kel rund ums Texten. 

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