WARUM LIEBLINGSWÖRTER DEFINITIV EINE INKLUDIERTE WOHLFÜHLGARANTIE HABEN.

Warum Lieblingswörter eine inkludierte Wohlfühlgarantie haben

Die deut­sche Spra­che: Ein wun­der­ba­res Sam­mel­su­ri­um der ver­schie­dens­ten Wör­ter. Zau­ber­haft. Poe­tisch. Skur­ril. Widersprüchlich.

Ich habe so wahn­sin­nig vie­le Lieb­lings­wör­ter in mei­nem Sprach­ge­brauch – ich möch­te sie dir nicht län­ger vorenthalten.

Alte, fast ver­ges­se­ne und nahe­zu aus­ge­stor­be­ne Wör­ter. Dia­lek­te. Angli­zis­men. Behör­den­deutsch. Ver­mut­lich auch eini­ge Eigen­krea­tio­nen. Und jaha: Schimpf­wör­ter. So sor­ry jetzt schon dafür.

In die­sen Blog­ar­ti­kel habe ich all mei­ne Lieb­lings­wör­ter gepackt. Und auch gleich Stel­lung dazu genom­men, in wel­chem Kon­text ich sie ver­wen­de. Mach dich dar­auf gefasst, dass es nicht immer nur schön wer­den wird. Es wird ver­wir­rend. Ver­stö­rend. Frag­lich. Aber sicher auch witzig.

In jedem Fall tun uns unse­re Lieb­lings­wör­ter gut. War­um, ver­ra­te ich dir jetzt.

„Wor­te sind Luft. Aber die Luft wird zum Wind und Wind macht die Schif­fe segeln.“

(gott­hold Ephra­im Lessing)

Lieb­lings­wör­ter mit Wohlfühlgarantie

Wör­ter, die wir regel­mä­ßig benut­zen, sind unse­re Lieb­lings­wör­ter. Unse­re Lieb­lings­wör­ter ver­knüp­fen wir auto­ma­tisch mit posi­ti­ven Gefüh­len. Posi­tiv ver­knüpf­te Wör­ter zu ver­wen­den und sie in den All­tag ein­zu­bau­en, gibt uns ein gutes Gefühl. Es ist ein Gefühl der Ver­traut­heit. Oft auch Gewohn­heit. Und das lässt uns siche­rer und selbst­be­wuss­ter sein. Beim Spre­chen und beim Schrei­ben. Das ist unse­re Wohlfühlgarantie.

Gut, mei­ne Lieb­lings­wör­ter sind jetzt nicht alle schreib­taug­lich. Ich lie­be sie trotz­dem alle und wer­de kei­nes davon aus mei­nem All­tag streichen.

Die Eli­te mei­ner Lieblingswörter

Aaaah bis äfff

Abklatsch

Nein, mit „High Five” hat das nichts zu tun. Wenn etwas – eher schlecht als recht – kopiert ist, ist es „ein bil­li­ger Abklatsch“ für mich.

Abort

Bei mei­nen Groß­el­tern bin ich nicht nur ein­fach auf die Toi­let­te gegan­gen. Ich in auf den „Abort“ gegan­gen. Jaha! Das war DER Ort schlecht­hin, um sei­nen Bedürf­nis­sen nachzukommen.

Bums­pal­me

Die Haa­re ordent­lich zu einem Kno­ten auf dem Kopf zusam­men­ge­bun­den – das ist ein Dutt. Die Haa­re eher wild und schlam­pig nach oben zusam­men­ge­bun­den – ganz klar eine „Bums­pal­me“!

Büro­kra­tie­wahn­sinn

Ja, ich bin Deut­sche. Regeln lie­gen mir im Blut. Sie sind mir qua­si ange­bo­ren. Und trotz­dem geht mir der „Büro­kra­tie­wahn­sinn“ oft­mals dezent auf die Nerven.

Chai­se­longue

Ein Wort aus mei­ner Kind­heit, das mir bis heu­te in den Ohren klin­gelt. „Chai­se­longue“, aus dem Fran­zö­si­schen, ist die Bezeich­nung für “lan­ger Stuhl”. Mein Opa hat zu Leb­zei­ten so immer sein Sofa genannt. „Komm Kind, wir legen uns jetzt eine Run­de aufs Schäs­long.“ Ich fin­de, das kann alles.

fame

Da haben wir ihn. Den Angli­zis­mus. Frü­her waren Pro­mis berühmt. Heu­te sind sie fame. Ganz ehr­lich? Klingt aber halt auch bes­ser und wird der Bedeu­tung um eini­ges gerechter.

Fir­le­fanz

Für mich die alt­deut­sche Vari­an­te für „Unsinn“, „Blöd­sinn“, „unnüt­zes Zeug“.

Haaah bis elllll

Him­beer­mar­me­la­den­glas

Zu Zei­ten mei­nes Single-Daseins war „Him­beer­mar­me­la­den­glas“ das Code­wort für mei­ne Freun­din­nen, um mich unver­züg­lich und ohne Umwe­ge aus einem schlech­ten Date zu retten.

Hohl­frucht

Eine „Hohl­frucht“ ist für mich ein mit wenig Intel­li­genz geseg­ne­ter Mensch.

Hupf­doh­le

Ich lie­be den ZDF-Fernsehgarten und schaue ihn für mein Leben gern. Die gan­ze Ver­an­stal­tung ist manch­mal so schlecht, dass es kaum aus­zu­hal­ten ist. Gekrönt wird das Gan­ze von jun­gen Mädels, die für 10,50€ wild und unkon­trol­liert zum Play­back des Musik-Acts rum­ham­peln. Ganz klar „Hupf­doh­len“.

kom­mod

Auch die­sen Aus­druck haben mir mei­ne Groß­el­tern mit auf den Weg gege­ben. Nein, ich habe das Bei­stell­schränk­chen nicht falsch geschrie­ben. „Kom­mod“ kommt auch wie­der aus dem Fran­zö­si­schen und bedeu­tet so viel wie „bequem“ oder „ange­nehm“. Mein Opa ließ sich nach dem Mit­tag­essen immer auf sei­nen Lieb­lings­ses­sel fal­len und sag­te: „Dann wer­de ich es mir mal kom­mod machen.“

Kopf­ki­no

„Kopf­ki­no“ ist so ein krea­ti­ves Wort. Scha­de nur, dass es meist im nega­ti­ven Zusam­men­hang ver­wen­det wird. Bei mir ist das jeden­falls so. Ich bekom­me „Kopf­ki­no“, wenn in mei­nem Gehirn die Fan­ta­sie­vor­stel­lung einer Situa­ti­on wie ein Kino­film beginnt zu lau­fen. Auf­ste­hen und den Kino­saal ver­las­sen ist dann nicht mehr. Der Film läuft. Ob ich will oder nicht.

Lieb­lings­mensch I Herzensmensch

Seit Nami­ka uns mit ihrem Song „Lieb­lings­mensch“ einen Ohr­wurm ver­passt hat, sind auch mei­ne wich­tigs­ten und engs­ten Freund:innen mei­ne Lieb­lings­men­schen. Alter­na­tiv auch mei­ne „Her­zens­men­schen“.

Emmm bis peeeh

Mal­heur

„Mal­heur“, aus dem Fran­zö­si­schen und „Malöööör“ gespro­chen, ist für mich ein wun­der­voll klin­gen­des Wort als Ersatz für „Kata­stro­he“, „Desas­ter“ oder „Miss­ge­schick“. Wobei ich zuge­be, dass ich es nur dann ver­wen­de, wenn „ein klei­nes Mal­heur“ pas­siert ist. Eine klei­ne Kata­stro­phe gibt es ja eher selten.

Mamp­fi

Einer mei­ner Spitz­na­men, die Freund:innen lie­be­voll für mich aus­ge­sucht haben. Ich kann mir bis heu­te nicht erklä­ren, wie sie dar­auf kamen.

Maul­dampf

Neu­deutsch für „Mund­ge­ruch“ und anwend­bar für Mensch und Tier.

Mau­se­zahn

„Mau­se­zahn“ ist ein Kose­na­me für mei­ne Hün­din Rosi. Der Begriff gehört in unse­rem All­tag dazu wie „sitz“, „bleib“ und „nein“.

mega

Geschätzt ver­wen­de ich das Wort unge­fähr 20-mal am Tag. Viel­leicht auch öfter. Bin ich von etwas rest­los begeis­tert, brin­ge ich mei­ne Freu­de damit zum Aus­druck. Getoppt wird „mega“ nur noch durch „über­ra­gend“, sie­he unten.

meschug­ge

Schon als ich noch ein Kind war, sag­te mei­ne Mut­ter schon immer: „Mach mich nicht meschug­ge!“ Gemeint hat sie damit: „Mach mich nicht ver­rückt!“ „Meschug­ge“ ist für mich DAS Retro-Wort schlecht­hin. Ich ver­wen­de es statt „bekloppt“, „bescheu­ert“ oder eben „ver­rückt“.

Mop­pel­chen

Mein lieb­vol­ler Aus­druck für einen etwas aus der Form gera­te­nen Men­schen. Oder auch Hund. Für klei­ne süße Pummelchen.

mut­maß­lich

War­um „ver­mut­lich“ sagen? Mit „mut­maß­lich“ klingt alles gleich viel dramatischer.

Pap­per­la­papp

Mei­ne Art, dir klar und deut­lich zu wider­spre­chen. Mehr gibt es dazu auch nicht zu sagen. Punkt.

Pflänz­chen

Sehr emp­find­sa­me und hoch­sen­si­ble Men­schen, die leicht zu scho­ckie­ren sind und sich schnell in ihren Gefüh­len ver­letzt füh­len. Ich nen­ne sie Pflänz­chen, weil sie ziem­lich schnell geknickt sind wie eine Blu­me, die man ver­gisst zu gießen. 

pien­zen

Jam­mert jemand rum, muss er:sie sich von mir fra­gen las­sen: „War­um pienzt du denn so rum?“

Pups­kopf

OK. Die Ent­ste­hung die­ses Wor­tes kann ich nicht erklä­ren. Die wirk­li­che Bedeu­tung auch nicht. Nein, ich dis­kri­mi­nie­re mei­ne Hün­din nicht. Wenn ich sie „Pups­kopf“ nen­ne, drü­cke ich damit mei­ne unend­lich gro­ße Lie­be für sie aus. Klingt komisch, ist aber so.

Ess­ss bis teeeh

Sack­ge­sicht

Wenn mich ein Mensch wütend macht und ich mich bru­tal über ihn auf­re­ge, dann nen­ne ich ihn „Sack­ge­sicht“. Ich wür­de es der Per­son nie­mals ins Gesicht sagen, aber vor mich hin­sa­gen – geht. So. Jetzt ist es raus.

Sah­ne­tört­chen

Dass ich für mein Leben ger­ne und viel esse, ist kein Geheim­nis. Aus­nahms­wei­se hat das Wort „Sah­ne­tört­chen“ aber nicht aus­schließ­lich etwas mit fut­tern zu tun. Ein „Sah­ne­tört­chen“ ist ein aus­ge­spro­chen attrak­ti­ver Mensch, bei dem das Sab­bern schon beim Anschau­en einsetzt.

Scha­den­freu­de

Das wohl wider­sprüch­lichs­te Wort der deut­schen Sprache. 

schwupp­di­wupp

Wenn etwas total schnell geht, dann ist es „schwupp­di­wupp gemacht“. Klingt viel melo­di­scher als „ratz­fatz“.

Sim­sa­la­bim

Nein, ich kann nicht zau­bern. Ich kann aber Sachen ver­schwin­den las­sen. Pri­mär Süßig­kei­ten. Ich esse mei­nem Schatz regel­mä­ßig Sachen weg, die er dann sucht und fragt, wo sie denn sind. Ich schaue ihn an, mache eine “ich-weiß-auch-nicht-Handbewegung” und sage: “Sim­sa­la­bim.”

Stin­ke­bär

Mei­ne Hün­din Rosi hat an man­chen Tagen „Maul­dampf des Todes“. So ent­stand irgend­wann auch der Kose­na­me „Stin­ke­bär“ für sie. Der „Bär“ kommt daher, weil sie so weich und flau­schig ist wie ein Ted­dy­bär. Ich glau­be, Rosi denkt inzwi­schen, dass ihr Name „Stin­ke­bär“ ist. Kein Wun­der, sie wird ja auch mehr­mals täg­lich so angesprochen.

tan­gie­ren

Wenn ich einen auf intel­lek­tu­ell machen möch­te, benut­ze ich hier und da das Wort „tan­gie­ren“: „Das tan­giert mich peri­pher“ klingt doch viel gewähl­ter als „Das geht mir am A**** vor­bei.“ Oder?

Tohu­wa­bo­hu

War­um von Cha­os spre­chen? Tohu­wa­bo­hu klingt viel krea­ti­ver. Das krea­ti­ve Cha­os quasi.

Üüüüh bis zetttt

über­ra­gend

Wenn etwas über­trie­ben gut ist, ham­mer­mä­ßig oder ein­fach nur der Wahn­sinn, dann ist es „über­ra­gend“. Wich­tig für mich ist die Beto­nung bei der Ver­wen­dung des Wor­tes. Mehr Aus­drucks­stär­ke bekommt es näm­lich, wenn es „üüü-ber-raaaa-gend“ aus­ge­spro­chen wird.

Won­ne­prop­pen

Babys haben ger­ne mal ein biss­chen Baby­speck auf den Rip­pen. Was total süß ist. Kei­ner wür­de sich je erdreis­ten von einem mop­pe­li­gen Baby zu spre­chen. „Won­ne­prop­pen“ ist ein so posi­ti­ves Wort, dass ich auch fröh­li­che und zufrie­de­ne klei­ne Kin­der so bezeichne.

Zam­ma

Ich bin ein abso­lu­ter Fan von Ted­dy Tecle­brhan. Wegen sei­ner Rol­le als Per­cy ver­reißt es mich regel­mä­ßig. Regt er sich auf, sagt er: „Zam­ma he!“ Ich tue mitt­ler­wei­le das­sel­be. Mein aaa­ab­so­luuutes Lieb­lings­vi­deo ist das hier.

Zucker

Wenn ich etwas zucker­süß fin­de - einen Wel­pen, ein Baby, eine zau­ber­haf­te Über­ra­schung – dann schreie ich auto­ma­tisch aus volls­tem Her­zen: „Zucker!“ Mein Gesichts­aus­druck ist dann mit dem Emo­ji ver­gleich­bar, das Herz­chen in den Augen hat.

„Wer den Wert der Stil­le nicht erkennt, weiß nichts von der Macht der Worte.“

(Pavel Koso­rin)

Mein aller­al­ler­al­ler­liebs­tes Lieblingswort

Wort­schatz

Zu die­sem Wort brau­che ich nicht viel zu schrei­ben, denn es spricht mei­nes Erach­tens für sich selbst.

Es hat aber etwas Auf­merk­sam­keit in Form von Klug­schei­ße­rei ver­dient: Der Wort­schatz der deut­schen Stan­dard­spra­che umfasst ca. 75.000 Wör­ter. Die Gesamt­grö­ße des deut­schen Wort­schat­zes wird je nach Quel­le und Zähl­wei­se auf 300.000 bis 500.000 Wör­ter bzw. Lexe­me geschätzt. So gibt „Duden Deut­sches Uni­ver­sal­wör­ter­buch“ an, der Wort­schatz der All­tags­spra­che wer­de auf etwa 500.000, der zen­tra­le Wort­schatz auf rund 70.000 Wör­ter geschätzt.

FAZIT

Für mich ver­deut­licht mein Lieb­lings­wort, dass unse­re deut­sche Spra­che reich an wun­der­vol­len und ein­zig­ar­ti­gen Wör­tern ist. Eine Schatz­kis­te der Arti­ku­la­ti­on. Man muss nur rein­grei­fen und sich bedienen.

Wel­che Lieb­lings­wör­ter hast du? Ich freue mich, wenn du sie mir bei Insta­gram verrätst.

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