DIE GRÖSS­TE ENT­TÄU­SCHUNG HEISST FREUNDSCHAFT.

Inhalts­ver­zeich­nis
Die größte Enttäuschung heißt Freundschaft

Es gibt Momen­te im Leben, die so tief ein­schnei­den, dass sie alles auf den Kopf stellen.

Der Ver­lust mei­ner gelieb­ten See­len­hün­din Rosi, mit der ich 14 Jah­re mei­nes Lebens geteilt habe, war genau so ein Moment. Ein Ver­lust, der mir nicht nur das Herz gebro­chen hat … son­dern auch die Augen geöffnet.

Denn was mich in die­ser Zeit fast genau­so schmerz­te wie ihr Feh­len, war die Erkenntnis:

Ech­te Freund­schaft scheint in unse­rer heu­ti­gen Welt eine ande­re Bedeu­tung ange­nom­men zu haben.

Das lei­se Schwei­gen der Freunde. 

Und eine Erkenntnis.

Wir leben in einer Zeit, in der nie­mand mehr behaup­ten kann, er hät­te „nichts mitbekommen“.

Instagram-Storys, Posts, Likes: Sie zei­gen uns schwarz auf Weiß, wer hin­sieht – und wer weg­sieht. Und so war mir klar: Alle in mei­nem Freun­des­kreis hat­ten gese­hen, was pas­siert war. Alle wuss­ten, dass ich mei­ne Rosi ver­lo­ren habe.

Und trotz­dem blieb es bei einem kur­zen „Mein Bei­leid“ im Chat. Pflicht erfüllt. Haken dran. Kei­ne Nach­fra­ge. Kein „Willst du reden?“. Kein „Soll ich vor­bei­kom­men?“. Wochen­lan­ge Funkstille.

Und mit jeder stil­len Stun­de wur­de mir kla­rer: Das Wort „Freund­schaft“ ist heu­te oft nur noch eine hüb­sche Fassade.

Dabei hät­te es gar nichts Gro­ßes gebraucht. Kei­ne Kar­ten. Kei­ne Blu­men. Kei­ne Geschen­ke. Nur ein klei­nes „Ich den­ke an dich“. Ein Zei­chen, dass da jemand ist. Aber genau das blieb aus.

Frem­de, die zu Freun­den wurden.

Statt­des­sen kamen die Nach­rich­ten von ganz ande­rer Sei­te. Men­schen, die ich nie per­sön­lich getrof­fen habe. Men­schen, die mir ein­fach nur bei Insta­gram fol­gen. Frem­de. Und doch waren genau sie es, die mir beistanden.

Sie haben mir geschrie­ben – nicht nur an dem Tag des Abschieds – son­dern auch noch Wochen und Mona­te später.

Sie haben Geschich­ten geteilt, um mir Mut zu machen. Sie haben mir Ideen gege­ben, wie ich den Schmerz ver­ar­bei­ten könn­te: Tier­kom­mu­ni­ka­ti­on, Ritua­le, Erin­ne­rungs­bü­cher. Man­che haben sogar Brie­fe geschrie­ben. Bil­der gemalt. Mich mit Ges­ten über­rascht, die mich zum Wei­nen gebracht haben.

Das Ver­rück­te daran? 

In den fünf Jah­ren, die ich nun bei Insta­gram bin, habe ich auch unglaub­lich viel Nega­ti­ves erlebt. Neid, Miss­gunst, unfass­bar unschö­ne Kom­men­ta­re: Alles war dabei.

Und doch war es aus­ge­rech­net der schwär­zes­te Tag mei­nes Lebens, der mir gezeigt hat, dass dort auch das Gegen­teil exis­tiert. Dass es Men­schen gibt, die einem fremd sind und trotz­dem ech­tes Mit­ge­fühl schenken.

Die­ser Tag hat mir so vie­le schö­ne Begeg­nun­gen geschenkt, die ich ohne ihn nie erfah­ren hätte.

Trau­rig und schön zugleich.

War­um ist das so? 

Wie kann es sein, dass wild­frem­de Men­schen so viel Empa­thie zei­gen, wäh­rend die ver­meint­lich „ech­ten“ Freun­de schweigen?

Viel­leicht liegt es dar­an, dass Nähe auch trä­ge macht. Wer uns gut kennt, denkt viel­leicht: „Die ist stark, die schafft das schon.“ Oder sie haben Angst, etwas Fal­sches zu sagen. Also sagen sie lie­ber gar nichts – und mer­ken nicht, dass genau die­ses Schwei­gen so laut ist.

Frem­de hin­ge­gen haben kei­ne Erwar­tun­gen an uns. Kei­ne Rou­ti­nen. Kei­ne fest­ge­fah­re­nen Rol­len. Sie reagie­ren ein­fach mensch­lich. Ohne Fil­ter. Ohne das Abwä­gen von „Ist das zu viel?“ oder „Steht mir das zu?“. Sie las­sen ihr Herz spre­chen. Und genau das spürt man.

Ein Spie­gel unse­rer Zeit. 

Und eine wei­te­re Erkenntnis.

Die­se Erfah­rung hat mir gezeigt: Empa­thie ist kein Pri­vi­leg derer, die uns am längs­ten ken­nen. Empa­thie ent­steht da, wo jemand bereit ist, sich wirk­lich ein­zu­füh­len. Und manch­mal kommt sie genau von den Men­schen, von denen man es am wenigs­ten erwartet.

Viel­leicht ist das die Wahr­heit über Freund­schaft im Zeit­al­ter von Social Media: Sie defi­niert sich nicht mehr nur über gemein­sa­me Jah­re, Fotos und Erin­ne­run­gen. Sie defi­niert sich über ech­tes Hin­se­hen. Über ein Wort zur rich­ti­gen Zeit. Über ein klei­nes Zei­chen, dass man nicht allein ist.

Und manch­mal sind es eben nicht die alten Freun­de, die uns das geben. Son­dern die neu­en, die wir nie per­sön­lich getrof­fen haben.

Die stil­le Pro­be der Freundschaft.

Es ist aber nicht nur der Ver­lust, bei dem das Schwei­gen weh tut. Es ist auch das Leben selbst. Die Ent­schei­dun­gen, die man trifft. Die Wege, die man geht.

Ich habe irgend­wann ange­fan­gen, die­sen Weg zu gehen. Ich habe gegrün­det. Mir etwas auf­ge­baut. Mit Herz. Mit Mut. Mit allem, was ich hatte.

Oh, ja … seit ich selbst­stän­dig bin, habe ich viel gelernt. Vor allem über Unter­stüt­zung. Dar­über, von wem sie kommt – und von wem nicht.

Die meis­ten mei­ner Freun­de haben in all den Jah­ren nie auch nur einen mei­ner Bei­trä­ge geteilt. Vie­le las­sen nicht ein­mal ein Like da. Aber sie sehen alles. Jede Sto­ry. Still. Schwei­gend. Wei­ter­kli­ckend. Als Zuschau­er. Nicht als jemand, der sich mit­freu­en sollte.

Dabei wäre genau das so ein­fach gewe­sen: Ein geteil­tes Wort. Ein biss­chen Rücken­wind. Kein gro­ßer Auf­wand. Aber ein gro­ßes Zeichen.

Doch auch hier blie­ben die, von denen ich es erwar­tet hät­te, still. Die, von denen ich es nie gedacht hät­te, waren da.

Die Unter­stüt­zung kam und kommt noch immer von Men­schen, die mich kaum ken­nen: Fol­lower, die mir den Rücken stär­ken. Frem­de, die mir zei­gen: Ich sehe dich. Ich glau­be an dich.

Wäh­rend ande­re nur still mitlesen.

Nein, Mit­ge­fühl zeigt sich nicht in gro­ßen Ges­ten. Es zeigt sich in klei­nen Taten. Und wer sie nicht auf­bringt, war viel­leicht nie wirk­lich Teil des Weges.

Ein lei­ser Appell.

Es braucht nicht viel, um jeman­dem den Rücken zu stärken.

Ein ehr­li­ches „Wie geht es dir wirk­lich?“ reicht oft schon aus, um ein Herz auf­zu­fan­gen, das gera­de zu zer­bre­chen droht.

Ein geteil­tes Wort, um zu zei­gen: Ich sehe dich. Ich traue­re mit dir. Ich freue mich mit dir. Ich bin da.

Viel­leicht soll­ten wir uns das alle ein biss­chen mehr zu Her­zen nehmen.

Weni­ger kli­cken, mehr fühlen.

Weni­ger Rou­ti­ne, mehr ech­tes Dasein.

Denn am Ende zäh­len nicht die, die irgend­wo auf unse­rer Freun­des­lis­te ste­hen. Son­dern die Men­schen, die im rich­ti­gen Moment wirk­lich hin­schau­en. Die nicht nur dabei sind – son­dern wirk­lich mit­ge­hen. Men­schen, die im rich­ti­gen Moment ein­fach da sind.

Fol­ge mir. 

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Nach­be­mer­kung.

Aus Grün­den der bes­se­ren Les­bar­keit wird bei Per­so­nen­be­zeich­nun­gen und per­so­nen­be­zo­ge­nen Haupt­wör­tern in die­sem Blog­ar­ti­kel die männ­li­che Form ver­wen­det. Ent­spre­chen­de Begrif­fe gel­ten im Sin­ne der Gleich­be­hand­lung grund­sätz­lich für alle Geschlech­ter. Die ver­kürz­te Sprach­form hat nur redak­tio­nel­le Grün­de und beinhal­tet kei­ne Wertung.

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